So manche, die eine kaufmännische Ausbildung antreten, träumen davon, später in der Chefetage zu sitzen. Die Weiterbildung zum oder zur Betriebswirt/in macht das möglich. Sie bringt Experten mit branchen- und fachübergreifendem Know-how hervor, um eine Stelle im Management zu übernehmen. Auf dem Arbeitsmarkt sind diese überaus qualifizierten Fachkräfte Mangelware, weshalb sich die Arbeitgeber um sie reißen.
Wer beschließt, die Weiterbildung anzutreten, merkt allerdings schnell, dass es in Deutschland verschiedene Betriebswirttitel gibt. Worin liegen die Unterschiede? Welcher Abschluss passt am besten zu meinen Zielen? Bin ich den Anforderungen gewachsen? Was wird vorausgesetzt und wie finde ich den richtigen Anbieter? Wie finanziere ich die Fortbildung? Hier gibt es Antworten auf diese und mehr Fragen.
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Was macht ein Betriebswirt?
Betriebswirte sind Experten für unternehmerische Abläufe. Ihr Wissen ist für jedes Unternehmen von unschätzbarem Wert, weshalb sie für gewöhnlich im mittleren oder höheren Management sitzen. Entweder im Rechnungswesen, in der Personalabteilung, im Marketing und Vertrieb, in der Produktion, der Logistik oder im Einkauf befassen sie sich mit der Planung und Organisation der wirtschaftlichen Abläufe im Unternehmen.
Die konkrete tägliche Arbeit der Betriebswirte hängt vom Fachbereich ab, in dem sie tätig sind. Im Finanz- und Rechnungswesen etwa erstellen sie Finanzpläne, überwachen die Kapitalverwaltung sowie die Kostenentwicklung und unterstützen die Geschäftsleitung bei wichtigen Entscheidungen. Im Marketing kontrollieren sie die Arbeitsabläufe und recherchieren wichtige Daten, während sie im Personalwesen für den Bedarf, Beschaffungsmaßnahmen sowie die Betreuung der Mitarbeitenden zuständig sind. Dies waren nur einige Beispiele für die vielfältige Tätigkeit der Betriebswirte, die in allen Abteilungen eines Unternehmens zu finden sind.
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Was unterscheidet den Betriebswirt vom Fachwirt?
Der oder die Betriebswirt/in bringt ein umfassendes, betriebswirtschaftliches Know-how mit, das er fach- sowie branchenübergreifend einsetzen kann. Je nach Abschluss befindet er sich gemäß des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) auf derselben Stufe wie der Bachelor oder sogar Master. Wobei es sich allerdings klar nicht um eine akademische Ausbildung handelt.
Die Weiterbildung zum oder zur Fachwirt/in hingegen knüpft an die kaufmännische Ausbildung an und vertieft das spezifische Fachwissen der Kaufleute. Sie ist branchen- und funktionsbezogen. So gibt es beispielsweise den Industriefachwirt, den Bankfachwirt oder den Medienfachwirt. Der Abschluss ist mit dem Meister gleichgestellt.
Lohnt sich die Fortbildung zum Betriebswirt?
Beim Betriebswirt handelt es sich um die höchste, nicht akademische kaufmännische Weiterbildung. Da ihre umfassenden, fundierten Kenntnisse branchenübergreifend in jedem Unternehmen gesucht sind, gehören Betriebswirte zu den gefragtesten Fach- und Führungskräften überhaupt. Dies eröffnet äußerst interessante berufliche Perspektiven, die für gewöhnlich eine höhere Position sowie ein besseres Gehalt mit sich bringen.
Eines sollte an dieser Stelle gesagt sein: Da qualifizierte Betriebswirte rar auf dem Arbeitsmarkt sind, arbeiten sie oft viel. Es kann durchaus notwendig sein, mitunter das Privatleben etwas zurückstecken zu müssen. Wobei die Arbeitsbelastung natürlich vom Unternehmen und dessen Größe abhängt.
Persönliche Anforderungen
Ein so komplexes Berufsbild wie das des Betriebswirts erfordert gewisse persönliche Eigenschaften. Begeisterung für Mathematik und betriebswirtschaftliche Fragestellungen sind unabdinglich. Außerdem sollten angehende Betriebswirt/innen über eine analytische und lösungsorientierte Denkweise verfügen sowie ein gewisses Organisationstalent mitbringen. Sie erkennen Prioritäten, behalten in stressigen Situationen den Überblick und bewahren die Ruhe. Da sie häufig Führungspositionen innehaben, sind Delegationskompetenz, Teamgeist sowie Fremdmotivierungsvermögen gefragt.
Die verschiedenen Fachbereiche erfordern zudem jeweils andere Stärken. Wer im Personalwesen arbeitet, benötigt eine gesunde Portion Einfühlungsvermögen und ist kommunikationsstark. Die Tätigkeit im Marketing und Vertrieb verlangt Kreativität. In der Logistik sowie in internationalen Unternehmen geht es hingegen kaum ohne Englischkenntnisse.
Welche Betriebswirtabschlüsse gibt es?
Betriebswirt ist kein geschützter Begriff, weshalb es verschiedene Abschlüsse mit dem Berufstitel gibt, die überdies verschiedenen akademischen Niveaus entsprechen. So ist der Beruf auch bekannt als Diplom-Kaufmann/frau oder Diplom-Ökonom/in. Wobei die häufigsten Titel den Namen Betriebswirt führen. Derzeit lassen sich folgende Abschlüsse erwerben:
- Geprüfter Betriebswirt IHK
- Geprüfter technischer Betriebswirt IHK
- Geprüfter Betriebswirt
- Staatlich geprüfter Betriebswirt
- Geprüfter Betriebswirt nach der Handwerksordnung (HwO)
- Betriebswirt VWA
- Betriebswirt (BA)
- Außerdem gibt es branchenspezifische Abschlüsse, beispielsweise Hotelbetriebswirt oder Sportbetriebswirt, auf die dieser Ratgeber nicht weiter eingeht.
Zu unterscheiden sind vor allem der Betriebswirt (BA), bei dem es sich nicht um eine Weiter- sondern um eine Ausbildung an der Berufsakademie handelt, sowie der Technische Betriebswirt. Letzterer kennt sich neben kaufmännischen Belangen auch mit Technik aus, weshalb die Fortbildung besonders für Ingenieur/innen und Techniker/innen interessant ist. Alle genannten Abschlüsse sind in ganz Deutschland anerkannt, wobei der staatlich geprüfte sowie der IHK Betriebswirt besonders hohe Anerkennung genießen.
Lerninhalte
Egal welcher Betriebswirtabschluss angestrebt ist, die Lerninhalte sind mehr oder weniger dieselben. Die Schwerpunkte variieren leicht, je nach Weiterbildungseinrichtung und Abschluss. Sie alle eignen sich aber umfassende Kenntnisse in verschiedenen kaufmännischen Bereichen an:
- Volks- und Betriebswirtschaft
- Rechnungswesen und Controlling
- Finanzierung und Investition
- Steuer- und Wirtschaftsrecht
- Personalwesen
- Marketing
- Informations- und Kommunikationstechniken
- Material-, Produktions- und Absatzwirtschaft
- Projektmanagement
- Wirtschaftsenglisch
- Unternehmensführung
Geprüfter Betriebswirt IHK
Dieser Abschluss ist in ganz Deutschland höchst angesehen und gehört zu den meist besuchten Weiterbildungen für angehende Betriebswirt/innen. Der Lehrgang eignet sich besonders für kaufmännische Fachwirt/innen, die bereits eine von der IHK anerkannte Aufstiegsfortbildung absolviert haben. Die Prüfung legen Teilnehmende anschließend direkt bei der Industrie- und Handelskammer vor Ort ab.
Voraussetzungen für den Lehrgangsbesuch |
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Prüfungsvoraussetzungen | Für die Zulassung zur IHK-Prüfung müssen Teilnehmende einen der folgenden Punkte erfüllen: |
Prüfungsablauf | · |
Dauer der Weiterbildung |
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Kosten | 3000 bis 5000 Euro |
Anerkennung |
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Lehrgangs-Anbieter | · |
Geprüfter Betriebswirt
Hierbei handelt es sich um keinen staatlichen Abschluss. Daher ist es wichtig, bei der Auswahl des Lehrgangsanbieters zu prüfen, ob dieser staatlich zugelassen ist. Darüber hinaus ist es sinnvoll, zu beachten, ob der Kurs die im Unternehmen oder in der Branche gefragten Fachkenntnisse vermittelt. Teilnehmende können im Laufe der Fortbildung einen Schwerpunkt wählen, beispielsweise Sport, Gesundheitswesen oder Personalwirtschaft.
Voraussetzungen für den Lehrgangsbesuch |
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Prüfungsvoraussetzungen |
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Prüfungsablauf Text | · |
Dauer der Weiterbildung |
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Kosten | 3500 bis 8000 Euro |
Anerkennung |
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Lehrgangs-Anbieter | · |
Geprüfter Betriebswirt HwO
Früher als Geprüfter Betriebswirt HWK bekannt, entwickelte die Handwerkskammer diese Weiterbildung speziell für Handwerksmeister, die auf Führungsebene aufsteigen oder sich selbstständig machen wollen. Entsprechend ist sie für die Abschlussprüfung zuständig. Es handelt sich um die höchste Qualifikationsebene im Handwerk und sie ist in Betrieben entsprechend angesehen. Arbeitgeber wissen, sie haben hier qualifizierte Experten vor sich, die sich mit den praktischen und methodischen Belangen genauso auskennen wie mit betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.
Voraussetzungen für den Lehrgangsbesuch |
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Prüfungsvoraussetzungen |
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Prüfungsablauf Text | · Zu den Themen Strategieentwicklung, Unternehmensführung und Personalmanagement je eine Klausur |
Dauer der Weiterbildung |
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Kosten | 3000 bis 6000 Euro |
Anerkennung |
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Lehrgangs-Anbieter | Für gewöhnlich bieten die Handwerkskammern selbst Kurse an, Voll- oder Teilzeit sowie als Fernstudium. |
Betriebswirt VWA
Dieser Abschluss lässt sich an Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien ablegen, wo ebenfalls die abschließende Prüfung stattfindet. Der Unterricht findet normalerweise berufsbegleitend statt. Absolventen erhalten ein Wirtschaftsdiplom, das bei Unternehmen in ganz Deutschland gern gesehen ist. Teilnehmende können einen Schwerpunkt wählen, für gewöhnlich Marketing, Logistik, Finanzen und Controlling, Personalmanagement oder Gesundheitsmanagement.
Voraussetzungen für den Lehrgangsbesuch | · Fachoberschulreife |
Prüfungsvoraussetzungen | Eine bestimmte Anzahl an Credit Points (ECTS) |
Prüfungsablauf Text | · Diplomarbeit |
Dauer der Weiterbildung |
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Kosten | 4000 bis 6000 Euro |
Anerkennung |
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Lehrgangs-Anbieter | Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien |
Fördermöglichkeiten
Wer Hilfe benötigt, um die Fortbildung zu finanzieren, hat verschiedene Optionen zur Verfügung. Es lohnt sich allerdings, zunächst den Arbeitgeber um Unterstützung zu bitten. Ist dieser gewillt, einen finanziellen Beitrag zu leisten, gilt es, die Konditionen genau zu besprechen. Andernfalls sind flexible Arbeitszeiten oder Urlaubstage hilfreich, um das Lernpensum bewältigen zu können. Außerdem lassen sich die Gebühren für den Lehrgang sowie die Materialien von den Steuern abziehen. Sonst stehen folgende Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung:
Berufliche Perspektiven
Die Fortbildung verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich. Obwohl der staatlich geprüfte sowie der IHK-Betriebswirt die beste Reputation haben, sind alle Abschlüsse bei Arbeitgebern in ganz Deutschland gern gesehen. Ihr außerordentlich breites betriebswirtschaftliches Know-how ist in jedem Betrieb gefragt. Entsprechend sind sie in allen Branchen, in öffentlichen sowie privaten Unternehmen anzutreffen.
Da die vermittelten Kenntnisse sehr umfassend sind, lohnt sich eine fachliche Spezialisierung. Expert/in für Steuerrecht, Marketing oder Logistik zu sein, verbessert die Aussichten zusätzlich. Mehr Wissen bringt natürlich einen größeren Verantwortungsbereich mit sich. Betriebswirte sind für gewöhnlich im mittleren und höheren Management zu finden, mit einigen Jahren Berufserfahrung ist durchaus der Sprung in die Geschäftsleitung möglich. So manche wagen den Schritt in die Selbstständigkeit.
Verdienstmöglichkeiten
Der finanzielle sowie zeitlichen Aufwand für die Betriebswirt-Fortbildung lohnt sich. Sie kann das Gehalt bis um 5000 Euro erhöhen! Mit etwas Berufserfahrung lassen sich zwischen 60.000 und 120.000 Euro jährlich verdienen, im höheren Management oder der Geschäftsleitung sogar noch mehr. Neben der Erfahrung und der Position hängt der Lohn stark von der Unternehmensgröße, der Branche sowie dem Arbeitsort ab. Hinzu kommt, dass das Geschlecht leider weiterhin eine Rolle spielt. Männer verdienen nach wie vor mehr als Frauen.
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Was kommt danach?
Wer seine Fähigkeiten weiter ausbauen möchte, hat die Möglichkeit, ein Hochschulstudium in Angriff zu nehmen. Ein Bachelor- oder Mastertitel verbessern die Verdienstmöglichkeiten zusätzlich. Ohne Fachhochschulreife geht das beispielsweise an der Wilhelm Büchner Hochschule oder der Akad University. Beide bieten die Möglichkeit eines Fernstudiums.
Ein anderer Weg ist der in die Selbstständigkeit, den viele Betriebswirte wählen. Sie haben nun genügend fachliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse, um ihr eigenes Unternehmen aufbauen zu können und ihr eigener Chef oder eigene Chefin zu sein – ein Traum von vielen.
Alternative Fortbildungen
Betriebswirt ist doch nicht das richtige? Zum Glück ist das Weiterbildungsangebot in Deutschland groß. Vielleicht passt eine der folgenden besser:
- Bilanzbuchhalter/in
- Controller/in
- PR Manager/in
- Steuerberater/in
- Wirtschaftsprüfer/in
Fazit
Absolventen einer kaufmännischen Berufsausbildung suchen für gewöhnlich nach Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. So entstehen neue Herausforderungen, sie wachsen persönlich und es lässt sich ein größerer Verantwortungsbereich übernehmen, was sich positiv auf das Gehalt auswirkt. Wer die Betriebswirtfortbildung ins Auge fasst, hat normalerweise bereits die zum Fachwirten oder Fachkaufmann/frau erfolgreich bestanden.
Nun bilden sie sich zu versierten betriebswirtschaftlichen Experten aus und sichern so ihre berufliche Zukunft. Denn sie gehören zu den gefragtesten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem erleichtert die Aufstiegsfortbildung den Schritt in die Selbstständigkeit und ebnet den Weg zu einer akademischen Weiterbildung. Die Lehrgänge und vor allem die Abschlussprüfungen sind bestimmt kein Zuckerschlecken und erfordern viel Disziplin und Eigenmotivation. Aber der Aufwand lohnt sich, denn er eröffnet hervorragende berufliche Perspektiven!